
Falstaff Restaurantguide 2024
Falstaff präsentiert die besten kulinarischen Adressen des Landes mit über 2000 Positionen im neuen Restaurant- und Gasthausguide.
Es heißt, dass Raunzen unser eigentlicher Volkssport ist – und jene Disziplin, in der uns wirklich niemand das Wasser reichen kann. Tatsächlich waren die Aussichten schon einmal rosiger, und auch für die Gastronomie sind die Herausforderungen vielfältiger geworden. Aber es wäre nicht Österreich, wenn wir hinter der Fassade gepflegter Schwarzmalerei nicht die Ärmel aufkrempeln und heimlich, still und leise so richtig Gas geben würden. Hierzulande packen die Menschen an und verstehen es, Krisen stets auch als Chance zu deuten. Das zeigt der nun vorliegende Falstaff Restaurantguide auf eindrückliche Weise: Bereits im vergangenen Jahr wurde die 2000er-Marke der gelisteten Lokale zum ersten Mal geknackt, und dieser Trend setzt sich ungemindert fort.
Wir dürfen uns über gastronomische Qualität in einer Breite freuen, wie sie nicht viele europäische Länder für sich verbuchen können. Ebenso wichtig wie die Breite aber ist bekanntlich die Spitze – und auch da gibt es eine erfreuliche Entwicklung. Waren mit »Steirereck« und »Amador« bislang zwei 100-Punkte-Restaurants die Bannerträger allerhöchsten Genusses im Land, so ist heuer ein weiterer hinzugekommen: Martin Klein zeigt im »Ikarus Hangar-7« auf eine Weise Konstanz und Exzellenz, die wir einfach mit der Höchstnote bewerten mussten. Jeden Monat ein komplett neues Menü, einen völlig neuen Küchenstil auf internationalem Bestniveau nachzukochen – das ist Handwerk vom Allerfeinsten. Auch der Service und der legendäre Weinkeller sind für diese einzigartigen Anforderungen ideal gerüstet. Gratulation zu einer Teamleistung auf Weltniveau!
Auch anderswo läuft es ganz wunderbar. Steyr zum Beispiel – im gastronomisch generell so vitalen Oberösterreich – darf die Rückkehr Lukas Kapellers an den Herd feiern. Der Ausnahmekoch hatte sich ein paar Jahre dem väterlichen Betrieb verschrieben, bevor er mit Jahreswechsel eine fulminante Wiederauferstehung als Koch und Restaurantbetreiber hinlegte. Das nach ihm benannte neue Restaurant ist für uns die Eröffnung des Jahres: So beschwingt, so unverkrampft, persönlich, geradezu intim köstlich geht es dort zu, dass wir es gar nicht erwarten können, noch mehr so zeitgemäße Interpretationen von richtig guten Restaurants erleben zu dürfen.
Und in der Hauptstadt? Da freuen wir uns über eine erfrischende Sommelière des Jahres – und über traditionelle Beislkultur, die auch in den Außenbezirken erblüht. Friedrike Duhme zeigt mit der Weinkarte für das »nineOfive«, wie man sich in einer scheinbar simplen Pizzeria täuschen kann. Was die junge Deutsche da an Schätzen von nah und fern zusammengetragen hat, wie deutsche Winzer, aber auch die Champagne und die Loire glänzen dürfen, wie elegant da zwischen gefeierten Naturwinzern und raren Schätzen gespielt wird, das hat schon echten Drive. Und das »Gasthaus Stern«, weit draußen in Simmering, ist unser Beisl des Jahres. Ein echter Vorzeigebetrieb, der die Tradition der Wiener Küche hochhält, die Innereien nach allen Regeln der Kunst zelebriert, das gute alte Wiener Schnitzel deshalb aber nicht bloß nebenbei, sondern mit Ernst und Eleganz zubereitet und an einer nominell schwierigen Adresse zeigt, wie flächendeckend großartig die Wiener Küche ist.
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Sabine Ruhland auf Pixabay · falstaff