Mit dem Reblaus Express vom Wein- ins Waldland

Mit dem Reblaus Express vom Wein- ins Waldland

Der Nostalgiezug Reblaus Express verbindet die Weinstadt Retz im nordwestlichen Weinviertel mit dem Mittelalterstädtchen Drosendorf im nördlichen Waldviertel, das hoch über dem Thayatal thront.

Die Strecke ist zwar nur 40 Kilometer lang, überwindet aber bis zu 240 Höhenmeter und führt durch zwei sehr unterschiedliche Landschaftstypen und Klimaregionen. Die Garnituren werden von einer Diesellok mit Normalspur gezogen, die Waggons mit offenen Plattformen bieten nostalgisches Reiseerlebnis. Eine Besonderheit ist der 2013 renovierte Heurigenwaggon, der von wechselnden regionalen Winzern betrieben wird.

Die Fahrzeit von Retz zum ersten Aufenthalt beim Anglerparadies Hessendorf wird bei einem Glas Rivaner und herrlichen belegten Broten aus dem Heurigenwaggon fast zu kurz. Die Station liegt direkt an einem der sieben Teiche. Am ersten Sonntag im Oktober ist Hochbetrieb am und ums Wasser. Beim traditionellen Abfischfest kommen nicht nur Karpfen und Forellen, sondern auch riesige Welse an die Oberfläche.

Die beschauliche Fahrt geht weiter durch die immer waldreicher werdende Gegend Richtung Geras, wo Kräuterpfarrer Benedikt Felsinger durch das Prämonstratenser Chorherrenstift und den Kräutergarten führt. Ein Höhepunkt ist das Deckenfresko „die wunderbare Brotvermehrung“ von Paul Troger im Marmorsaal. Beim Geraser Erdäpfelfest Anfang Oktober gibt es einen sehenswerten Umzug mit alten Traktoren und alten landwirtschaftlichen Geräten aus der Region.

An der Endstation Drosendorf an der Thaya bietet sich eine Führung in und um das Städtchen an. Die 1,7 Kilometer lange Stadtmauer blieb dank der exponierten Lage des Ortes – und der damit fehlenden Möglichkeit zur Erweiterung – komplett erhalten. Besonders sehenswert: der Hauptplatz mit seinen Häusern aus verschiedenen Epochen von der Renaissance bis zum Jugendstil sowie das Schloss aus dem Jahr 1700. Ein Geheimtipp ist der alte Lichtspielsaal des Filmclubs Drosendorf aus der 1920er Jahren.

Auf dem Rückweg nach Retz ist ein Halt in Niederfladnitz ratsam. Von hier gelangt man zum Nationalparkhaus Thayatal-Podyjí an der Tschechischen Grenze. Die im Nationalpark lebenden Wildkatzen bekommt man natürlich nicht zu Gesicht, dafür bietet eine Wanderung traumhafte Ausblicke auf das Thayatal und die kleinste Stadt Österreichs, Hardegg. Wildkatzen gibt es dann doch im Nationalparkhaus zu sehen, dort sind in einem großzügigen Gehege Frieda und Carlo samt Nachwuchs zu Gast. Die Schaufütterungen sind natürlich ein Besucher-Magnet.

Nach der Ankunft in Retz sollte noch eine Besichtigung des Hauptplatzes mit dem bekannten Sgraffitohaus und dem Verderberhaus, beide aus dem 16. Jahrhundert, zusammen mit einer Führung durch den Retzer Erlebniskeller eingeplant werden. Das weitverzweigte Labyrinth unter der Stadt mit einer Länge von 21 Kilometern ist der größte Weinkeller Mitteleuropas. Die Keller und Gänge wurden in den seit 25 Millionen Jahren festgepressten Meeressand gegraben, auf dem die Stadt gebaut wurde. Vor der Führung, die etwas mehr als eine Stunde dauert, werden die Häuser des Hauptplatzes erklärt und den Abschluss bildet eine Verkostung in der Gebietsvinothek Retzer Land im Althof.

Informationen

Verweis zu waldviertel.at
← Waldviertel Tourismus • Tel. 02822/541 09

Der Reblaus Express verkehrt an Samstagen, Sonn- und Feiertagen von
1. Mai bis 26. Oktober

Weitere Verweise:
Reblaus ExpressAnglerparadies HessendorfStift GerasErdäpfelfest GerasKunst und Kultur Hotel GerasStadtgemeinde DrosendorfNationalpark Thayatal • Retzer Land • Retzer Erlebniskeller

Fotos: NÖVOG_Prokop (1), Nino Rainaldi (5), Wikimedia Commons / Arcomonte26,
NP Thayatal / Ch. Übl (1), Retzer Land / weinfranz.at (2)