
Die Waldviertelbahn in Niederösterreich
Unterwegs auf schmaler Spur im „hohen Norden“ Österreichs – ein Bahnerlebnis der historischen Sonderklasse.
Ausgangspunkt für die Fahrt mit der Waldviertelbahn ist die Grenzstadt Gmünd. Eigentlich handelt es sich um drei Schmalpurbahnen – den Südast bis Gros Gerungs, den Nordast bis Litschau und die „Nebenbahn der Nebenbahn“, den sog. Wackelstein-Express. Die gesamte Strecke wurde 2010 von der NÖVOG – somit vom Land Niederösterreich – übernommen. Das neue Betriebszentrum mit großzügiger Verglasung in Gmünd wurde im Mai 2014 eröffnet und darf sich zurecht als modernster Schmalspurbahnhof Österreichs bezeichnen. Es passt auf den ersten Blick am besten zum flotten „goldenen“ Triebwagen im „Wiesel Design“, ist aber auch Startpunkt für Nostalgiegarnituren mit historische Dieselloks und vor allem mit der Attraktion – der hundert Jahre alte Dampflock „Mh. 1“.
Mit dieser sollte es als erstes auf die Reise in den „Süden“ gehen – von Gmünd aus betrachtet sicher richtig. Die Strecke führt anfangs an der Staatsgrenze und am Fluss Lainsitz entlang und erreicht nach der berühmten großen Schleife, die besonders die fotografierenden Eisenbahnfans freut, die Kuenringer-Stadt Weitra. Die Stadtgemeinde mit der geschlossenen Stadtmauer, dem sehenswerten Hauptplatz und dem Renaissanceschloss ist mit der Privatbrauerei Weitra Bräu und dem Brauhotel auch eine „Bier-Stadt“ (die älteste Braustadt Österreichs). Zum Brauhotel lohnt es sich für ein fünfgängiges „Biergenussmenü“ zurückzukehren – nach einer Führung durch die Gasthausbrauerei..
Mittwoch und Samstag ist ein richtiger Jausenwagen dabei, besonders zu empfehlen sind die Waldviertler Mohnzelten. Bis Bad Großpertholz verläuft die Strecke noch entlang der Lainsitz, nach einen kurzen Halt beim originellen Fassldorf geht es über den höchsten Punkt, dem sog. Kleinen Semmering durch Wälder und Tunnels. Das Wasser tanken in Bruderndorf vermittelt ein wenig vom früheren Eisenbahnalltag und ist beliebtes Fotomotiv. Im Bahnhof Langschlag lohnt ein Besuch des “Eisenbahnmuseums im Waggon“. Hier ist auch ein guter Ausgangspunkt für ausgiebige Wanderungen, u.a. zur Europäischen Wasserscheide Donau/Elbe auf 800m Seehöhe.
Am nächsten Tag ist die Fahrt in den „hohen Norden“ angesagt – immerhin ist die Endstation Litschau die nördlichste Stadt Österreichs. Der Bezirk Gmünd ist auch die GenussRegion Waldviertler Erdäpfel. Zu Ehren der tollen Knolle findet Anfang September in Litschau das „Erpfl-Grätzl-Festl“ statt, deshalb läuft dieser Zug auch unter dem Namen Litschauer-Erdäpfel-Express. Die etwas mehr als eine Stunde dauernde Fahrt führt nach Alt-Nagelberg, dem ehemaligen Zentrum der Waldviertler Glas-Produktion. Zwei Schaubetriebe laden heute noch zu Besuch ein – die Waldglashütte Zalto und der Familienbetrieb Apfelthaler. Eine Teichlandschaft mit Glasskulpturen ist direkt neben den Gleisen zu sehen. In Alt-Nagelberg kann auch in den vom Waldviertler Schmalspurbahnverein betriebenen „Wackelstein-Express“ zur Burgstadt Heidenreichstein umgestiegen werden. Überall entlang der Strecke wird die ehrwürdige Dampflok begrüßt und diese bedankt sich mit lauten Pfeifen.
Der Bahnhof im Zielort Litschau nennt sich „Kulturbahnhof“ und dient als Veranstaltungsort und Raum für Ausstellungen. Der bekannte Herrensee liegt nur wenige Minuten vom Bahnhof entfernt gleich hinter dem Hauptplatz. Der See wird mit dem Elektroboot erkundet, was aufgrund der Größe ratsam ist. Einem berühmten Sohn der Stadt wird jährlich im Juli mit dem „Schrammel.Klang.Festival“ gedacht, zu dem es natürlich auch einen eigenen Zug gibt (Bild ganz oben). Wer mehr Zeit hat, kann sich am ersten Übungsgolfplatz Österreichs (18 Loch) im Ort versuchen..
Der letzte Zug geht um 16 Uhr zurück und so ist noch Zeit zur Entspannung im Sole-Felsen-Bad in Gmünd. Die riesige Bade- und Saunawelt mit Sole-Becken und Freibereich mit Badeteich (Aßangteich) ist eine Klasse für sich. Wer länger in Gmünd bleiben will, sollte unbedingt den Naturpark Blockheide, mit seinen Steinriesen aus Granit und den typischen Wackelsteinen, besuchen.
Informationen
← Waldviertel Tourismus • Tel. 02822/541 09
Die Waldviertelbahn verkehrt von 1. Mai bis 26. Oktober
Weitere Verweise: Waldviertelbahn • Stadt Weitra • Brauhotel Weitra • Waldviertler Hof • Gasthof Kaufmann • Sole-Felsen-Bad Gmünd
Fotos: knipserl.at (1), Nino Rainaldi (4)