
Zehn Jahre WienWein
Die renommierte Wiener Winzergruppe feiert runden Geburtstag und nimmt das nächste große Projekt in Angriff.
Zehn Jahre ist es her, seit die Winzergruppe WienWein den Wiener Wein und insbesondere den „Wiener Gemischen Satz DAC“ zur Weltgeltung gebracht hat. Zum Jubiläum präsentieren die sechs Mitglieder das nächste große Projekt: eine verbindliche Klassifizierung der Wiener Lagen.
Mitte des vergangenen Jahrzehnts beschlossen eine Handvoll Wiener Qualitätswinzer den Wein ihrer Heimatstadt aus dem Dornröschenschlaf zu holen. 2006 gründeten sie die Gruppe WienWein, die schnell zu einer hochaktiven Gemeinschaft wurde. In den folgenden Jahren gelang es der Vereinigung dem Wiener Wein zu jenem Stellenwert zu verhelfen, der dem Potenzial und der Qualität der Region entspricht. Wiener Wein landete auf den Weinkarten der Top-Restaurants in Deutschland, in England, in den USA, in Japan – und nicht zuletzt sogar in Wien selbst. Heute steht Wien in einer Reihe mit den bedeutendsten Weinregionen der Welt. Diese Entwicklung ist größtenteils der inzwischen auf sechs Mitglieder angewachsenen Gruppe WienWein zu verdanken.

Seit ihrer Gründung hat die WienWein-Gruppe die Entwicklung des Weinbaus in Wien vorangetrieben und das soll laut Winzer Fritz Wieninger auch in den kommenden Jahren so bleiben. Er sieht Die große Aufgabe darin, aus dem Erfolg der letzten zehn Jahre eine nachhaltige Entwicklung zu machen und jetzt die Weichen für die Zukunft zu stellen.
Die Erfolge und Meilensteine der letzten 10 Jahre:
Der Wiener Gemischte Satz DAC
Der Aufstieg dieser zutiefst wienerischen Spezialität ist eine der bemerkenswertesten Erfolgsgeschichten im Weinbau überhaupt. In nur zehn Jahren wurde der Wiener Gemischte Satz von einer belächelten Kuriosität zu einem international gefragten Weintyp. Die Anbaufläche stieg von 46 Hektar im Jahr 2006 auf knapp 160 Hektar im Jahr 2016. In Wien selber ist er mittlerweile die Rebsorte Nummer 1, die Nachfrage steigt stetig. Das liegt nicht zuletzt daran, dass es sich bei diesem Wein um eine regional verankerte Spezialität handelt – eben unverwechselbar wienerisch. Die kompromisslose Qualitätspolitik der Winzergruppe ließ komplexe, diffizile Weine entstehen. Gerhard J. Lobner vom Weingut Mayer am Pfarrplatz betont, dass der Wiener Gemischte Satz ein richtig großer Wein sein kann, mit einem Reifepotenzial, das ihm vorher niemand zugetraut hätte. Hier liege auch die Zukunft, WienWein wolle noch stärker ins Qualitätssegment gehen und künftig noch mehr auf Wiener Gemischte Sätze aus besonderen Lagen setzen.
Denkmalschutz für Wiener Weinberge
Dort wo der Wiener Wein wächst, würde so mancher gern wohnen – am Nussberg mit Blick ins Donautal, an den Hängen über Neustift oder am Bisamberg. Mit der Kaufkraft von internationalen Immobilienspekulanten könnten die Wiener Weinbauern niemals konkurrieren. Zwangsläufig würde wertvolles Rebland verbaut werden, wenn es nicht streng geschützt wäre. WienWein hat den strengsten aller Schutzwälle durchgesetzt. Heute herrscht in den Wiener Weinbergen nicht nur Bauverbot, sondern auch Bewirtschaftungspflicht: Wer Rebflächen besitzt, muss sie pflegen, wieder neu auspflanzen, oder an jemanden verpachten, der sie bewirtschaftet. Michael Edlmoser vom Weingut Edlmoser in Mauer findet, dass das Gesetz bereits wirkt – die Immobilien-Preise stagnieren, was ein Zeichen dafür ist, dass der Spekulations-Faktor erfolgreich eliminiert wurde.
Blick in die Zukunft: Fokus auf Herkunft.
Es ist ein umstrittenes Thema: WienWein hat sich dem Ziel verschrieben, eine klar verankerte Klassifikation der Wiener Lagen zu erreichen. Das ist für Fritz Wieninger ein wichtiger Schritt zum Ausbau der internationalen Konkurrenzfähigkeit. Wien bringt für eine Klassifikation die besten Voraussetzungen mit, weil schon heute die Grundstücke genau vermessen und kartografiert sind sowie eine Grundstücksnummer tragen. Aktuell gibt es 165 Rieden in Wien. Neben Boden und Klima ist dabei auch der Wein das entscheidende Kriterium für die Klassifizierung. Eine Parzelle, die perfektes Terroir aufzuweisen scheint, muss uns das erst einmal beweisen. Konkret soll die Qualität dieser Weine fünf Jahre lang beobachtet werden. Laut Rainer Christ vom Weingut Christ in Jedlersdorf wird ein Weinberg nur dann klassifiziert werden, wenn der Wein diese Prüfung besteht.
Diese Klassifizierung der Gruppe WienWein besitzt keinen gesetzlichen Status, sondern basiert ausschließlich auf den Statuten des Vereins und wird von den Mitgliedern als Vorarbeit für eine spätere gesetzliche Regelung gesehen. Thomas Podsednik vom Weingut Cobenzl ergänzt, dass es noch dauern wird, bis auf den Etiketten endlich die klassifizierte Lage vermerkt ist. Aber genau an diesem langsamen Vorankommen erkenne man, dass es nicht um einen Marketing-Gag geht.
Gute Aussichten für den Wiener Jahrgang 2015
Thomas Huber vom Weingut FuhrgasslHuber in Grinzing freut sich, dass die euphorischen Meldungen aus zahlreichen Weinregionen auch ohne Einschränkungen für Wien gelten – im Jahr 2015 hat einfach alles gestimmt. Es gab die richtigen Regenmengen, die Sonne für die Reife und die kühlen Nächte für die Säure. Für die Spezialität Wiener Gemischter Satz sind komplexe Weine mit entsprechender Säure zu erwarten, die mit tiefen Fruchtaromen und innerer Dichte überzeugen, und zwar sowohl im leichteren als auch kräftigeren Bereich. Dies gilt ebenso für die Grünen Veltliner, Weißburgunder und Rieslinge.