
Travel Industry Club Austria – „Faszination Reisen“
Anlässlich der Ferien-Messe Wien veranstaltete der Travel Industry Club Austria eine Diskussionsrunde zum Thema „Faszination Reisen“ im Hotel Palais Hansen Kempinski.
Die Diskutanten waren Karl J. Pojer, Hapag-Lloyd-Cruises-Chef, und Kurt Robert Luger, Inhaber des UNESCO-Lehrstuhls „Kulturelles Erbe und Tourismus“ an der Universität Salzburg – als Moderator ungierte TIC-Präsident Harald Hafner. Das Podium verglich so unterschiedliche Urlaubsformen wie die „Faszination Kreuzfahrt“ und die „Faszination Alpen“ und ging auf zukünftige Entwicklungen ein.
Kurt Robert Luger betonte, dass Reisen das „Fundament“ seien, sich zu „entgrenzen“ und damit sich selbst kennenzulernen. Es sei auch notwendig, Abenteuer zu erleben, und andere Kulturen und Menschen kennenzulernen und die Welt zu erkunden. Daher sei er auch kein Fan von Inszenierung – Ambitionen, das Reisen durch virtuelle oder artifizielle Welten zu ersetzen, erteilte er eine klare Absage. Die durch die Physik gegebenen eigenen Grenzen lassen sich nur durch die Erfahrung des Reisens vergrößern.
Karl J. Pojer sagte, dass Reisen heute einen ganz anderen Stellenwert als noch vor einigen Jahrzehnten heb. Die Menschen wollen vor allem ihre eigenen Grenzen ausloten. Der Wandel durch die gestiegene Mobilität sei radikal und enorm dynamisch, die Menschen suchen einzigartige Erlebnisse, eine Form von Luxus für jeden Geldbeutel.
„Faszination Alpen“
Beide Experten waren sich darüber einig, dass die weltweite Reiseintensität in den nächsten Jahren weiter zunehmen werde und damit eine ganz besondere Verantwortung auf Touristikern lastet. Luger warnte so etwa vor „brutalem Ausverkauf, Ameisenstraßen und Massentierhaltung“ im Tourismus und nannte das Tiroler Zillertal und die Salzburger Altstadt als abschreckende Beispiele. Da die Alpen nicht nur eine Tourismusdestination, sondern auch Lebensraum für 15 Mio. Menschen sind, mahnte er eine sinnvolle Verkehrs- und Ressourcenplanung ein. Das Hauptproblem sei die Konzentration der Touristenströme auf einige wenige Gebiete und Reisezeiten und das damit einhergehende Verkehrsproblem. Nicht bloß Anpassungsstrategien an den fortschreitenden Klimawandel seien gefragt, sondern eine Verteilung auf das ganze Jahr.
„Faszination Kreuzfahrten“
Auch Pojer pochte auf die Verantwortung der Tourismusexperten für die bereisten Naturlandschaften. Ihm zufolge wächst die Kreuzschifffahrt derzeit zweistellig. 25 Mio. Passagiere waren es allein 2017, davon 6,6 Mio. in Europa. Da sei es nur verständlich, dass die Schiffe immer größer und die Kapazitäten weiter ausgebaut werden. Allein 70 neue Schiffe kommen bis 2024 auf den Markt, der chinesische Markt sei noch komplett unbearbeitet. Daher müssten Regeln her, um eine Überforderung von vielbefahrenen Reiserouten und Häfen zu verhindern und sensible Weltregionen zu schützen.
Perspektiven
Luger erinnerte daran, dass die Alpen nicht nur „Konsumparadies und Unterhaltungsgelände“ für Millionen Besucher, sondern auch Wasserreservoir, Lebens- und Arbeitsraum für Millionen Bewohner seien. Daher müssten Regionalentwicklung und Tourismus enger verzahnt und Qualitätsmaßnahmen gesetzt werden, die den angestammten Bewohnern ebenso wie den Reisenden mehr Respekt entgegenbringen. Gefragt seien authentische Dörfer und Orte des guten Lebens. Luger forderte, dass die Alpen als Destination lebenswert bleiben.
Fotodienst / Christian Mikes