
Stift Dürnstein – Entdeckung des Wertvollen
Im Stift Dürnstein in der Wachau gibt ein Ausstellungsrundgang Auskunft über die Gründungszeit des Klosters.
Weltbekannt ist mittlerweile der blaue Kirchturm, der den Blick vom Donaustrom auf die Stadt prägt. Die Farbgestaltung – das Blau des Turm steht für das Himmlische, das Ocker und Grau des Gebäudes für das Irdische – geht auf Propst Hieronymus Übelbacher zurück, der von 1710 bis 1740 das vormals mittelalterliche Kloster zum barocken Juwel umgestaltete. So bekannt der Turm ist, das dahinter stehende Stift ist nach vor ein Geheimtipp. Propst Petrus Stockinger vom Stift Herzogenburg (zu dem Stift Dürnstein gehört) gestaltete einen Ausstellungsrundgang nach dem Motto „das Gute, das Schöne, das Wahre“.
„Das Gute“
Den harmonischen Stiftshof dominiert das aufwendig gestaltete Kirchenportal. Der Rundgang beginnt jedoch in der restaurierten gotischen Säulenhalle aus dem 14. Jahrhundert. Sie ist erst durch die neue Ausstellung zugänglich gemacht worden und widmet sich dem Thema „das Gute tun“. Ein Modell der Stadt Dürnstein und ein Film veranschaulichen hier die abwechslungsreiche Geschichte von Stadt und Stift. Im Regal an der Querseite des Raumes befinden sich, nach Kontinenten geordnet, über 100 verschiedene Übersetzungen der Bibel, die dazu einladen Erzählungen des Guten in der Bibel zu entdecken.
„Das Schöne“
Im zweiten Teil der Ausstellung „das Schöne bewahren“ sind die Besucher eingeladen über die eigene Vorstellung des Schönen nachzudenken und dies auch aufzuschreiben. Natürlich ist hier auch der erwähnte blaue Kirchturm als edelstes Bauwerk des Stiftes Thema. Mit seiner Farbgebung und der figuralen Gestaltung setzt er ein architektonisches und theologisches Signal über die Grenzen des Weltkulturerbes Wachau. Eine Wand mit über 300 verschiedenen Blautönen lädt ein, dass Blau des Kirchturmes, aber auch das eigene Lieblingsblau zu suchen. Höhepunkt jedes Stiftsbesuches ist der Besuch der Donauterrasse mit dem einzigartigen Blick auf den Kirchturm und in die Landschaft der Wachau.
Propst Petrus weist bei einer Führung auch auf kleinere Details hin: bei einer Madonna aus dem 15. Jahrhundert ist die Innenseite des goldenen Mantels blau d.h. Maria trägt die Farbe des Himmels. Zu sehen ist auch die aus Silber getriebene und vergoldete Dürnsteiner Monstranz. Sie wird bis heute zu Fronleichnam bei einer Prozession durch die Stadt getragen.
„Das Wahre“
Von der Terrasse führt der Rundgang in das Obergeschoss zum dritten Teil der Ausstellung „das Wahre suchen“. Hier befindet sich die Nachbildung des Tabernakels der Stiftskirche, eine Kugel mit 44 Szenen aus dem Leben Christi. In der gemeinsamen Präsentation mit einem Erd- und Himmelsglobus zeigt der Tabernakel, dass der Mensch Teil des großen Ganzen ist und alles zusammengehört. Die Kirchendecke zieren Stuckreliefs von Santino Bussi. Der angrenzende große Festsaal geht als einziger großer Raum nicht auf das Konto von Probst Übelbacher – das Deckengemälde mit der biblischen Szene der Fußwaschung bei einem Gastmahl wurde 1775 von Martin Johann Schmidt, bekannt als der „Kremser Schmidt“, geschaffen. Highlight für große und kleine Baumeister ist der Kreativraum: In diesem kann der Stiftsturm mit blauen Plastikbausteinen nach- oder der eigene Kirchturm gebaut werden.
Die Stiftskirche
Über die Sakristeitreppe gelangt man in das Erdgeschoss und somit zum letzten Höhepunkt, in die Stiftskirche, die Maria Himmelfahrt geweiht ist. Für den barocken Menschen war nur eine reich geschmückte Kirche ein würdiger Festsaal für die Güte, Schönheit und Wahrheit des Allerhöchsten. Die schwungvolle und bewegte Raumarchitektur mit Emporen, Logen, Kapellenzonen, Durchblicken und Fensterfolgen nimmt den Betrachter in diese Darstellung des geöffneten Himmels mit hinein.
Nur mit Sonderführung zu besichtigen ist der neben der Kirche angelegte Kreuzgang mit dem Krippenaltar von Johann Schmidt, dem Vater des „Kremser Schmidt“, und dem heiligen Grab im Stil eines Barock-Theaters. Es wurde auch von einem renommierten Theaterarchitekten, nämlich Antonio Galli da Bibiena geplant.
Der Rundgang endet im Stiftshof. Dort lädt der große Selfie-Spiegel ein, noch ein Foto von sich mit dem blauen Kirchturm zu machen.
Stift-Dürnstein
Ausstellung „Entdeckung des Wertvollen“
bis 1. November täglich von 10:00 bis 18:00 Uhr (letzter Einlass 17:30 Uhr)
bis 26. September jeden Samstag bis 20 Uhr geöffnet (letzter Einlass 19:30 Uhr)
Empfohlene Besuchszeit: 1 Stunde
Nino Rainaldi (6), Weinfranz (3) · Stift Dürnstein (bearbeitet)