
Reise-Sicherheitsgipfel 2013
Europäische Reiseversicherung: Wie sicher sind Reisen in den Orient?
Reise- und Sicherheitswarnungen Nordafrika und Mittlerer Osten – Stichwort Ägypten – waren in letzter Zeit in aller Munde. Das nahm die Europäische Reiseversicherung zum Anlass, Anfang Oktober ihren traditionellen Reise-Sicherheitsgipfel unter das Motto „Wie sicher sind Reisen in den Orient?“ zu stellen.
Zu der mit Spannung erwarteten Podiumsdiskussion war im Parkhotel Schönbrunn eine hochkarätige Runde angetreten:
- Dr. Karin Kneissl, Nahost Expertin, Publizistin, Lehrbeauftragte und Energieanalystin
- Gesandter Mag. Andreas Somogyi, Stv. Leiter der Abteilung Bürgerservice BM für europäische und internationale Angelegenheiten
- Dr. Josef Peterleithner, Präsident ÖRV – Österreichischer Reiseverband und Konzernsprecher TUI Holding
- Dr. Martin Sturzlbaum, Vorstandsvorsitzender Europäische Reiseversicherung AG als Gastgeber

Reisewarnungen sind nationale Angelegenheit
Zu Beginn erläuterte Gesandter Somogyi, dass Reisewarnungen – auch wenn nicht immer ganz nachvollziehbar – für das Aussenministerium eine nach dem Vorsichtsprinzip (manchmal auch sehr schnell) erstellte Notwendigkeit darstellen:
Es gibt eine partielle Reisewarnung und eine generelle Reisewarnung, die je nach Ereignis und dessen sorgfältiger Analyse ausgesprochen werden. Sie ist eher eine nationale Angelegenheit, wenngleich die EU-Länder auch diesbezüglich in Kontakt stehen und sich absprechen, allerdings werden Ereignisse aufgrund von kulturellen Unterschieden mitunter anders wahrgenommen. Das hat sich in jüngster Zeit bei Ägypten gezeigt, aber auch nach dem Atomreaktorunfall in Fukushima. Zuletzt haben wir in Ägypten eine partielle Reisewarnung ausgesprochen, weil es auch in Hurghada Demonstrationen gab und keiner vorhersagen konnte, ob sich die nicht auch in den Tourismusorten zu einem Flächenbrand ausdehnen.
Politiker instrumentalisierten Reisewarnung
Dr. Josef Peterleithner zeigte für diese die Massnahmen zwar durchaus Verständnis, übte aber konkrete Kritik an Medien und Politik. Anhand von Zeitungsausschnitten prangerte er übertriebene Schlagzeilen, wie „Ägypten: Heer ist bereit zum Evakuieren“ oder Bilder von Strassenschlachten an. Den Zeitpunkt für die Aufhebung der Reisewarnung – nach der Nationalratswahl und somit eine Woche später als manche andere Länder – bezeichnete er als politisch beeinflusst. Diese Aufhebung sei den Medien auch nicht mehr als Randnotiz wert gewesen.

Wir hatten keinen einzigen Kunden, der vorzeitig aus Ägypten zurück wollte!
so Peterleithner.
Somogyi konnte sich dem natürlich nicht ganz anschliessen und warf ein, dass Reisewarnungen nicht nur für Reisende sondern auch für die Auslandsösterreicher und Botschaftsbediensteten ausgesprochen werden.
Gegen Terror gibt es keine Versicherung!
Einen der wohl interessantesten Punkte zu dieser Thematik sprach dann Dr. Sturzlbaum an:
Niemand sollte und kann sich erwarten, dass er aus einem kriegsähnlichen Unruheherd oder einem Flächenbrand mit dem Helikopter befreit wird. Auch als Versicherer muss man sich dessen bewusst sein, dass es Grenzen der Leistbarkeit gibt. Wir möchten Kunden nicht in falscher Sicherheit wiegen. Im Falle einer Reisewarnung gibt es keine Deckung.
Mehr Eigenverantwortung für Touristen
Dr. Karin Kneissl appelliert an die Eigenverantwortung der Reisenden und sagte:
Touristen überantworten dem Staat oft die Babysitter-Funktion … man wird mich schon aus dem Krisengebiet rausholen.
Mehr Differenzierung bezüglich der unterschiedlichen Situation in den verschiedenen arabischen Ländern sei angesagt, in einigen Ländern im Mittleren Osten funktioniere der Tourismus gut. Die Lage in Ägypten beurteilte sie derzeit noch als etwas schwierig
Ägypten im Winter gut nachgefragt
Dr. Peterleithner bekräftige dessen ungeachtet, dass die Reisebranche Ägypten glaubt und die Touristen wohl auch – die Destination ist für den kommenden Winter gut nachgefragt und der Reiseveranstalter TUI musste für November sogar Zusatzkapazitäten auflegen.
Sicherheitswarnungen sind weitverbreitet
Abschliessend wurde noch auf die sog. Sicherheitswarnung eingegangen:
Erhöhte Sicherheitswarnung und Reisewarnung sind fliessende Bereiche. Oft bedeutet das, dass man in den Hotelresorts zwar sicher ist, aber von Ausflügen auf eigene Faust abzuraten ist,
so Somogyi.
Erhöhte Sicherheitswarnungen gibt es in vielen Ländern und Regionen. Reisen ist in einer gefährlichen Zeit auch gefährlich, das ist nicht neu. Bei Sicherheitswarnung hat der Reisende einen Versicherungsschutz, nur bei der Reisewarnung können wir einen solchen nicht gewährleisten,
erklärte dazu Dr. Sturzlbaum.