Offensive von Slow Food und Arche des Geschmacks

Offensive von Slow Food und Arche des Geschmacks

In der Arche des Geschmacks werden vom Aussterben bedrohte Pflanzenarten und Nutztierrassen sowie nahezu in Vergessenheit geratenes Lebensmittelhandwerk wiederentdeckt und weltweit dokumentiert.

Die Sorten- und Artenvielfalt schwindet dramatisch. In den vergangenen 100 Jahren haben wir weltweit etwa 75 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Vielfalt verloren. Die Gattung Weizen etwa umfasst 26 Kulturarten und über 290 bekannte Formen. Davon dominieren heute weltweit nur mehr 2 Arten mit weniger als 10 verschiedenen Formen im Anbau. Und auch viele Nutztierrassen sind vom Aussterben bedroht. In den letzten Jahren verschwand jeden Monat eine Rasse für immer von diesem Planeten.1

Der Hut brennt lichterloh

Das Motto lautet „Essen, was wir retten wollen“. Die Arche des Geschmacks, ein Projekt der Slow Food Stiftung, wurde vor 20 Jahren ins Leben gerufen und stellt das Welterbe des Essens dar. Slow Food Wien Chefin Barbara van Melle beklagt den dramatisch schnellen Rückgang der Bio-Diversität auf den Feldern und in den Küchen verschwindet. Ob Saatgut, alte Nutztierrassen oder Lebensmittelhandwerk – allein in Österreich sperren jedes Jahr 60 Bäcker zu.

Presidio – gefährdete Produkte schützen und fördern

Einige Arche- Produkte werden als sogenannte “Presidi” (ital. für Schutzräume) besonders gefördert. Sie werden in einer Kooperation von kleinbäuerlichen Produzentinnen und Produzenten, handwerklichen Verarbeitungsbetrieben und der Gastronomie und durch Aufbau einer breiten Verarbeitungs- und Wertschöpfungskette einem größeren Publikum zugänglich gemacht. Derzeit gibt es weltweit über 400 Presido-Produkte, vier davon in Österreich (Grubenkraut, Lungauer Tauernroggen, Wiener Gemischter Satz und Wiesenwienerwald Elsbeere), jetzt wurden es mehr:

Das Waldviertler Blondvieh

Die alte, extensive und robuste Rinderrasse keltischen Ursprungs mit stark marmoriertem und intensiv-würzigem Fleisch war bis in die 1960er Jahre in Niederösterreich auf allen Weiden zu finden. Danach wurde es zunehmend vom Fleckvieh verdrängt – 1982 war das Blondvieh fast ausgestorben. Erst ein intensives Zuchtprogramm sicherte der Rasse das Überleben. Heute werden der hervorragende Geschmack und die Qualität des Fleisches sowie die Bekömmlichkeit der Milch wieder geschätzt. Aktuell gibt es wieder vier Blondvieh-Züchter.

Das Waldstaudekorn

Bei der überjährigen, auch Johannisroggen genannten, Roggensorte wurde das junge Getreidegras im Herbst beweidet oder gemäht und im Folgejahr als Korn geerntet. Heute wird es vorwiegend im Waldviertel angebaut, von der Demeter-Anbaugruppe sorgsam gepflegt und u.a. für die Herstellung von herzhaftem Waldstaudekornbrot verwendet. Der Geschmack des Waldstaudekorns ist feinwürzig und intensiv.

Die Leithaberger Edelkirsche

Das Sortenspektrum umfasst mehr als 15 verschiedene Süßkirschensorten mit großer Sortendiversität. Die extensive Kulturform als Halb- und Hochstamm hat einen positiven Einfluss auf das Aroma. Die Leithaberger Edelkirschen besitzen einen reichhaltigen süßen Geschmack und unvergleichliches, intensives Aroma, sind aber durch die Mechanisierung in den Weingärten zunehmend bedroht, denn als Halb- oder Hochstammobst ist die Ernte arbeitsintensiv und erschwert die Bearbeitung der Weingärten.

Brauerei Stiegl mit im Boot

Bei der Präsentation der neuen Produkte war auch die Brauerei Stiegl als neuer Sponsor und Kooperationspartner dabei. Auf Gut Wildshut, dem 1. Biergut Österreichs, wird bereits Arche-Getreide vor Ort vermälzt, geröstet und erste Biere damit gebraut.

Arche des Geschmacks   •   Slow Food Österreich

1.Quelle: www.arche-noah.at/sortenerhaltung/wozu-vielfalt

Fotos: Leo Feger, Verein lebendige Vielfalt, Stiegl