
Gemäldegalerie – Lust am Schrecken
Die Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien präsentiert noch bis 15. März 2015 ihre große Winter-Ausstellung.
Die Schau widmet sich dem merkwürdigen Faktum, dass die kunstvolle Wiedergabe einer schrecklichen Begebenheit im Betrachter zugleich Gefühle von Lust und Entsetzen hervorruft, also ebenso faszinieren wie erschaudern lässt.
Dass gut gemachte Darstellungen grauenvoller Geschichten gleichzeitig erschrecken und erfreuen können, ist eine Tatsache, die in all ihrer Widersprüchlichkeit schon Aristoteles festgeschrieben hat – und die sich etwa in der von Kriminalromanen und Gruselfilmen ausgehenden Faszination nach wie vor bestätigt.
Insgesamt 70 spektakuläre Gemälde und Skulpturen von der Renaissance bis zum Klassizismus werden in den Sammlungsräumlichkeiten der Gemäldegalerie gezeigt. Ursprünglich sollten sie den Betrachter bewegen, erfreuen und belehren – und moralisch bessern. Sie wurden, immer im Sinne der Kunsttheorie, virtuos auf Schönheit und Staunen angelegt und vermitteln auch heute noch zugleich lustvollen Schrecken und Staunen, obwohl sie eigentlich tragische Geschichten erzählen. Die Gestaltungsmittel dieser Wirkungsmacht erwachsen aus der Verbindung der antiken Redekunst mit den Schönheitsmaßgaben der jeweiligen Epoche.
Galerie
Die Ausstellung
Zu den in der Ausstellung präsentierten Kunstwerken aus eigenem Bestand, darunter Gemälde von Hieronymus Bosch, Cranach, Tizian und Rubens, kommen hochrangige Leihgaben aus renommierten europäischen Sammlungen – viele davon sind das erste Mal in Wien zu sehen. Unter den Leihgebern sind z.B. die Kunsthalle Karlsruhe, das Museum Boymans van Beuningen in Rotterdam, das Mauritshuis in Den Haag, das Szepmüveszeti Museum in Budapest oder der Palazzo Pitti in Florenz zählen. Eine der wichtigsten Leihgaben, das berühmte Gemälde Judit enthauptet Holofernes von Artemisia Gentileschi, hat das Museo di Capodimonte in Neapel zur Verfügung gestellt.
Wichtige Objekte kommen auch aus österreichischen Sammlungen, so aus dem Kunsthistorischen Museum, dem Belvedere, der Albertina, dem Liechtensteinmuseum in Wien, der Residenzgalerie Salzburg und dem Ferdinandeum in Innsbruck. Die Ausstellung empfängt mit dem virtuos ausgeführten Haupt der Gorgo Medusa von Peter Paul Rubens (Kunsthistorisches Museum Wien) und mit einem historischen Abguss der spätklassischen Laokoongruppe.
Einen zentralen Stellenwert nimmt letztlich auch das Hauptwerk der Sammlung ein, das Jüngste Gericht von Hieronymus Bosch mit seinen erschreckenden und zugleich faszinierenden Dämonen, Teufeln und anderen Ausgeburten der Phantasie.
Informationen
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Ausdrucksformen des Grauens
bis 15.3.2015
Dienstag bis Sonntag, Feiertag 10.00 bis 18.00 Uhr
Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien
1010 Wien, Schillerplatz 3, 1. Stock (Lift)
Zur Ausstellung ist ein Katalog in deutscher Sprache erschienen (€ 29,-).
Bildrechte: siehe Bildtitel