Reise Sicherheitsgipfel 2017 | Peter Guschelbauer, Josef Peterleithner, Ingrid Brodnig, Wolfgang Lackner

Reise-Sicherheitsgipfel 2017

Spannenden Fragen rund um das Thema „Fake News im Netz“ ging der Reise-Sicherheitsgipfel 2017 der Europäischen Reiseversicherung nach.

Die ERV hatte am 23. Oktober rund 40 Medienvertreter und Tourismusverantwortliche ins Parkhotel Schönbrunn zum jährlichen Fixtermin geladen. Hochrangige, kompetente Gesprächspartner standen nach einem kurzen Eingangs-Statement über eine Stunde für Fragen zur Verfügung

Die Diskussionsteilnehmer (Bild oben v.l.):

  • Peter Guschelbauer LL.M. Gesandter, Stv. Leiter Abteilung für Presse und Information im BM für Europa, Integration und Äußeres
  • Josef Peterleithner, Präsident vom Österreichischen Reiseverband (ÖRV)
  • Ingrid Brodnig, Journalistin und Autorin vom Buch „Lügen im Netz“
  • Wolfgang Lackner, Vorstandsvorsitzender Europäische Reiseversicherung AG/ Gastgeber

Mit dem Internet – insbesondere den sogenannten „Sozialen Medien“ – haben sie ein Ausmaß erreicht, das sie zum globalen Problem werden ließ, nicht zuletzt für die Reisewelt. Sie werden nicht von alleine verschwinden, sondern wir müssen vielmehr lernen, damit umzugehen.

Die Expertenrunde einigte sich auf eine grundsätzliche Empfehlung: Den Hausverstand einsetzen. Das große Interesse an der Veranstaltung war eine Bestätigung der hohen Aktualität des Themas.

Mag. Wolfgang Lackner Vorstandsvorsitzender der ERV gab einige Beispiele, wo Fake News im Tourismus Schaden anrichten: Gefälschte Websites, auf denen Unvorsichtige Reisen buchen, deren Bezahlung nie ankommt, falsche Hotelbewertungen auf Bewertungsportalen, die man sogar kaufen kann, oder Fotos von nicht mehr existierenden Baustellen neben einem Hotel. Nicht zuletzt aber falsche oder maßlos übertriebene Berichte über Terroranschläge, Epidemien und andere Katastrophen, die dazu führen, dass Reisen storniert oder ganze Regionen gemieden werden.

Reise Sicherheitsgipfel 2017 • Guschelbauer, Lackner, Brodnig am Podium
Guschelbauer, Lackner, Brodnig am Podium

Wie solche Dinge konkret ablaufen schilderte Mag. Ingrid Brodnig, einschlägig spezialisierte Journalistin und Buchautorin („Lügen im Netz“): Im heurigen Sommer kursierten Berichte in Facebook, dass in Italien die lebensbedrohliche Seuche Ebola ausgebrochen sei, illustriert mit einem Foto eines mit schwarzen Blasen bedeckten Armes. Im Text wurde es als erstaunlich bezeichnet, dass in Italien bisher nur 40 Fälle gemeldet wurden, wo doch der Flüchtlings- Massenansturm aus Afrika nicht abreißt und die Reisenden ins „europäische Schlaraffenland“ zumeist nicht wissen, dass sie selbst infiziert sind. Bei genauerem Hinsehen zeigte sich, dass der Bericht nicht nur falsch war, sondern bereits aus dem Juli 2014 stammte, als es noch gar keinen Flüchtlingsstrom gab.

Mag. Ingrid Brodnik verwies auf die wissenschaftlich fundierte Feststellung, dass auch völlig falsche Behauptungen durch Wiederholungen an Glaubwürdigkeit gewinnen. Das kann dazu führen, dass sie schließlich auch in gewöhnlich verlässliche Medien und Nachrichtenagenturen Eingang finden. Strategie dagegen für Betroffene: Wenn eine Falschmeldung kaum „sichtbar“ (wenig verbreitet) ist, kann es besser sein, darauf gar nicht zu reagieren und den Wiederholungseffekt nicht dadurch zu verstärken. In jenen Fällen, in denen ein Kontern nötig erscheint, sollte man sich nicht drauf beschränken, die falsche Behauptung mit einen „Nein“ davor praktisch zu wiederholen, sondern die richtige Information darstellen, um ihre Chance auf Verbreitung zu vergrößern.

Eine wichtige Funktion zum Thema Reisesicherheit fällt dem Außenministerium zu: Seine Serviceseiten reiseinformationen.at  bzw. reiseregistrierung.at verzeichnen immerhin 4,5 Mio. Zugriffe im Jahr. Im Mittelpunkt steht die Darstellung der Sicherheitslage in 192 Ländern, zunehmend an Bedeutung gewinnt die „Reiseregistrierung“, die es Reisenden ermöglicht, Zielgebiet und Reisedauer bekannt zu geben und damit im Fall einer Krise erreichbar zu sein. Die Priorität für das Außenministerium hob Mag. Peter Guschelbauer hervor: Nicht selbst zum Verbreiter oder Betroffenen von Fake News zu werden. Weil sich Reisende auf die „offizielle“ Serviceinstitution verlassen, werden nur „gesicherte“ Informationen verwendet. Dafür steht das Netzwerk der eigenen Botschaften und der Außenministerien aller anderen Länder zur Verfügung, wobei besonderes Gewicht wird auf die lokalen Kontakte der Botschaften vor Ort gelegt wird.

Der Präsident des Österreichischen Reiseverbandes (ÖRV) Dr. Josef Peterleithner unterstrich, dass auch die Vor-Ort-Organisationen der Reiseveranstalter dafür Sorge tragen, dass Falschmeldungen aufgeklärt werden. So entpuppte sich ein medial dramatisierter Terrorangriff auf Urlauber als Racheakt eines gefeuerten Hotelangestellten, der mit einem Plastikmesser bewaffnet war.

Tatsache ist allerdings, dass Richtigstellungen solcher Fake News nur von sehr wenigen Medien veröffentlicht werden. Tatsächlich kann die Reisebranche Falschmeldungen nicht verhindern, sondern nur darauf reagieren und emotional aufgeladenen Themen sind mit Sachinformationen kaum in den Griff zu bekommen.

Bei den Buchungen ist ein deutlicher Trend zu Reiseveranstaltern und Reisebüros festzustellen. Das ist nachvollziehbar, denn diese haften für die Richtigkeit der in Katalogen oder von ihren Mitarbeitern weitergegebenen Informationen. Darüber hinaus sind sie für das gesamte Leistungspaket der verantwortliche Ansprechpartner für den Kunden, der sich bei Einzelbuchungen über das Internet mit jedem einzelnen Leistungsträger von der exotischen Airline bis zum Hotel in einem fernen Land selbst direkt auseinandersetzen muss.

Besonders ausführlich diskutiert wurden die Fragen, wer Fake News in die Welt setzt, warum dies geschieht und wie man sie erkennen kann. Tatsächlich sind es nicht nur Einzeltäter, die mehr oder weniger seltsamen Ideologien oder politischen Absichten folgen, auch handfeste ökonomische Ziele können der Grund sein. So wird häufig versucht, mit dramatisch wirkenden Behauptungen ohne Rücksicht auf ihren Wahrheitsgehalt möglichst viele Besucher auf eine Website zu locken und über die Zahl der „Clicks“ ihre Attraktivität für die Werbung zu steigern.

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