
Travel Industry Club Austria – Arbeitsklimaindex
Travel Industry Club Austria Diskussionsrunde zur Arbeitszufriedenheit der Beschäftigten in der Tourismus- und Freizeitindustrie.
Bild oben die Expertenrunde (v.l.n.r.): Georg Michenthaler (IFES) Andreas Weigner (Cuisino.at), Harald Hafner (Travel Industry Club Austria), Jutta Altschuh (hotelcareer.at) und Sabine Riedel (Eurest)
Laut aktuellem IFES-Arbeitsklimaindex besteht eine hohe Diskrepanz zwischen Erwartungen und Erfüllungen. Trotz hervorragender Rahmenbedingungen und besten Zukunftsaussichten steht es um die Arbeitszufriedenheit der Beschäftigten in der Tourismus- und Freizeitindustrie nicht zum besten. Die die Branche schneidet deutlich schlechter ab als etwa Handel, Gewerbe und Industrie – vor allem in den Bereichen Status, Sozialleistungen, Zeiteinteilung, Einkommen und Karrierechancen. Viele sehen ihre Zukunft daher in anderen Branchen, sagte IFES-Forscher Georg Michenthaler Ende Jänner bei einer Diskussion des Travel Industry Club Austria im Wiener Modul.
Die anschließende Präsentation der jüngsten Zahlen lieferte die Begründung für das schlechte Klima vor allem im Gastgewerbe, teilweise aber auch in der Hotellerie. Obwohl ein extrem interessantes Berufsbild stellt sich der Tourismus am Ende oft eher als „Abenteuer“ dar, vergleicht man die Erwartungen mit den tatsächlichen Gegebenheiten – wie v.a. stehende Tätigkeiten, anstrengender Kundenkontakt, fehlende Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie doppelt soviel Stress und Überstunden bei geringer Kompensation und Anerkennung. Das ist auch der Grund, warum die Branche händeringend nach „Fachkräften“ sucht, die es im Inland gar nicht mehr gibt.
Die Eurest, mit 100 Betriebsrestaurants und 3300 Beschäftigten österreichweit einer der größten Gastronomie- und Reinigungsdienstleister, setzt auf kulturelle Vielfalt und Diversität als Mittel gegen Arbeitskräftemangel – mit über 54 Nationalitäten im Team. Sabine Riedel, zuständig für das Personalwesen, gibt ganz offen zu, dass die meisten Jobs mit Arbeitskräften österreichischer Herkunft gar nicht mehr zu besetzen seien, insbesondere in Salzburg und Tirol sei die Situation „sehr ernst“ – und das obwohl das Unternehmen in der glücklichen Lage ist, sehr arbeitnehmerfreundliche Bedingungen zu bieten – wie geregelte Arbeitszeiten, freie Abende wie Wochenenden und Feiertage.
Andreas Weigner, Chef der Casinos Austria Gastrobetriebe, bestätigte in seinem Beitrag, dass es sicherlich ein großer Vorteil sei, auf dem Arbeitsmarkt als starke Marke aufzutreten – doch die Herausforderungen mit dem fehlenden Nachwuchs und Fachkräften seien dieselben wie überall anders auch. Eine grundsätzliche Verbesserung der Situation sei nur zu erwarten, wenn die Sensibilität und das Verständnis für die hohen Erwartungen der Beschäftigten und die Führungskompetenz von Chefs besser geschult würden.
Michenthaler vom IFES betonte, dass Kundenzufriedenheit (Trinkgeld, Lob durch den Gast) nicht automatisch Mitarbeiterzufriedenheit bedeutet. Ganz allgemein müssten Gastrobetriebe jedenfalls ein Minimum an zeitgemäßen Arbeitsbedingungen bereitstellen, sonst hätten sie keine wirtschaftliche Existenzberechtigung mehr
Jutta Altschuh von der Gastrostellenbörse Yourcareergroup Österreich hielt fest, dass der Tourismus europaweit eine Boombranche sei und dass es viel mehr offene Stellen gibt als in dem jeweiligen Land überhaupt besetzt werden könnten. Kleinere Betriebe seien im Kampf um Bewerber daher nicht benachteiligt. Laut Altschuh gehe es oft gar nicht darum, in welcher Region ein Betrieb steht, sondern um den „persönlichen Nutzen“ für die berufliche Weiterentwicklung.
Hintergrund
Der Travel Industry Club Austria bemüht sich u.a. um die bessere Aus- und Fortbildung von Mitarbeiter/innen sowie bessere Arbeitsbedingungen im touristischen Umfeld. Dazu werden laufend Studien, Workshops und Diskussionen organisiert.
Fotodienst / Christian Mikes · pressetext.redaktion