
Wien – touristische Halbjahres-Bilanz 2016
Neuer Bestwert bei Gästenächtigungen, Zuwachs um 4,9 % – Höchststand auch bei Netto-Nächtigungsumsatz der Wiener Hotellerie, aber Zuwachs mit 3,4 % geringer
Tourismusdirektor Norbert Kettner betont anlässlich der Pressekonferenz am 25. Juli, dass der neue Bestwert von 6.640.000 Nächtigungen im ersten Halbjahr rotz fordernder geopolitischer Rahmenbedingungen und weiterhin drastischer Rückgänge aus Russland – nunmehr auf Platz 9 in Wiens Nächtigungsstatistik – erzielt wurde. Einen Höchststand darf auch beim Netto-Nächtigungsumsatz der Hotellerie erwartet werden, wenngleich dessen Wachstum etwas geringer ausfiel als bei den Nächtigungen: Bis Mai ergibt sich mit 253.246.000 € ein Plus von 3,4 % im Vergleich zu den ersten 5 Monaten 2015. 79,4 % der Nächtigungen in der ersten Jahreshälfte stammten aus dem Ausland.
Verschiebung bei den Top 10
Starke Rückgänge aus Russland und Italien stehen zweistelligen Zuwächsen aus Österreich, Großbritannien und Spanien gegenüber. China steigt erstmals in Top 10 der Wiener Nächtigungsstatistik auf. Kettner geht von einem Verbleib Chinas unter Wiens 10 aufkommensstärksten Märkten aus. Besonders stark zugelegt haben in der ersten Jahreshälfte auch Indien (+ 39 %), die Niederlande (+ 16 %) und die Türkei (+ 13 %).
Städtetourismus als Seismograph
Kettner zeigt sich mit Wiens Performance im ersten Halbjahr zu großen Teilen zufrieden, doch die wirtschaftlichen und geopolitischen Rahmenbedingungen lassen es noch weniger als bisher zu, eine valide Einschätzung der Zukunft abzugeben. Gerade der Städtetourismus, der als erster von positiven Entwicklungen profitiert, bekommt auch negative Auswirkungen unmittelbar zu spüren. Vor allem auf Fernmärkten wird die Sicherheitslage in ganz Europa kritisch beäugt. Wien profitiert nach wie vor von seinem Ruf als eine der sichersten Städte in Europa.
Japan und China
Das geringe Wirtschaftswachstum in Japan und der Wegfall der Direktflugverbindung Tokio/Narita-Wien mit 5. September ließen den 2015 noch zweitstärkster Überseemarkt nun auf Platz 12 zurückfallen. Kettner kündigt an, Japan weiterhin sowohl auf B2B- als auch B2C-Ebene zu bearbeiten, um in den Köpfen der Gäste verankert zu bleiben, bis es wieder aufwärts geht.
Die größte Hebelwirkung für mehr Wachstum werde vor allem mit neuen Direktflügen erzielt. Die Sitzplatzkapazität aus China verdoppelte sich im Vergleich zum Sommer 2015 auf rund 4.400 Sitzplätze pro Woche, Die neue Austrian-Airlines-Verbindung aus Hongkong ab September noch gar nicht eingerechnet. Das liefert einen kräftigen Impuls.
Tourismusstrategie: 20 neuen Direktflüge bis 2020
Laut Kettner ist das Ziel der Wiener Tourismusstrategie, die Anzahl der Direktflüge nach Wien bis 2020 um weitere 20 zu erhöhen, einen bedeutenden Schritt näher gerückt. Seit Präsentation der Strategie im Herbst 2014 sind 11 neue Destinationen dazugekommen.
Brexit
Großbritannien verzeichnete im ersten Halbjahr 2016 zweistellige Zuwachsraten. Kettner schätz die Lage ein: Der Sommerurlaub ist bereits gebucht, da gibt es kaum Auswirkungen. Die zukünftige Entwicklung hänge davon ab, ob sich Urlaub für die Britinnen und Briten durch den Pfund-Kurs verteuert.
Sharing-Economy
Für eine Klarstellung, die die Entwicklung der Destination Wien und ihrer Tourismuswirtschaft wesentlich beeinflusst, dankt Kettner Wiens Stadträtin für Finanzen, Wirtschaft und Internationales, Mag. Renate Brauner. Privatvermietung trägt zur Diversifizierung des Angebots bei und sei daher grundsätzlich gut für die Destination, wenn für alle die gleichen Regeln gelten: gleiche Vorschriften, gleiche Abgaben für alle, die am touristischen Markt partizipieren.
Schanigarten-Regelung
Positiv äußert sich Kettner auch zur jüngst gefundenen Schanigarten-Regelung, die in Wien ab dem kommenden Jahr ein ganzjähriges Offenhalten ermöglicht. Die Lösung der so genannten „kleinen Winteröffnung“ gebe Wiens Gastronomiebetrieben unkompliziert die Möglichkeit, Einheimischen wie Gästen das ganze Jahr über ein Angebot zu unterbreiten, das zur viel zitierten und in der Tourismuswerbung stark eingesetzten Botschaft der Wiener Gastfreundschaft passt.
Neue Attraktionen vor den Vorhang
WienTourismus hält am Ziel fest von 18 Millionen Nächtigungen bis 2020 fest. Dieses Wachstum müsse nachhaltig, qualitätsvoll und unter Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse der Bevölkerung in der Stadt passieren. Um das zu erwartende Gästeaufkommen besser auf die Stadt zu verteilen, sollen „Points of Interest“ außerhalb der ausgetretenen Pfade vor den Vorhang. Darüber hinaus brauche es auch neue Angebote im Tourismus und verwandten Bereichen wie der Kultur, Gastronomie, Wirtschaft oder Sport, die ins Marketing mit aufgenommen werden können.
Wien-Karte
Die Wien-Karte mit über 200 Vorteilen und freier Fahrt mit den Wiener Linien wird es ab September neben der 48- und 72-Stunden-Variante zusätzlich auch als 24-Stunden-Karte zum Preis von 13,90 € geben. Damit wird dem Trend zu Kurztrips entgegen gekommen.
WienTourismus Die Ergebnisse im Detail
Fotos: WienTourismus / F3