
Zehn Jahre Museum des Stiftes Admont
Das kontrastreichste Privatmuseum Österreichs im 1074 gegründeten Benediktinerstift Admont blickt auf eine zehnjährige Erfolgsgeschichte zurück. Seit seiner Eröffnung nach 4-jähriger Renovierung im Jahre 2003 bietet es eine unerwartete Vielfalt, die seither rund 700.000 Besuchern bewundert wurde.
Vielfalt ist auch das Thema der Jubiläums-Sonderausstellung anlässlich des 10jährigen Bestehens.
Auf 3.600 m2 Ausstellungs- und 7.600 m2 Nutzungsfläche sind im zweitgrößten Museum der Steiermark unter einem Dach vereint:
Kunst vom Mittelalter bis zur Gegenwart, ein historisches Naturhistorisches Museum, ein Kunsthistorisches Museum, Sonderausstellungen und eine multimediale Stiftspräsentation. Die barocke Stiftsbibliothek ist die größte Klosterbibliothek der Welt. Kultur und Natur, Vergangenheit und Gegenwart, historische und zeitgenössische Kunst und Architektur halten einen spannungsreichen Dialog. Alle Museumsbereiche sowie die Bibliothek werden in der Ausstellung bespielt und thematisch miteinander verknüpft. Diese unzähligen historisch vorhandenen und in jüngster Zeit geschaffenen Gegensätze werden spürbar gemacht.
Die barocke Säulenhalle bildet den Ausgangspunkt der Ausstellung. Pläne, Fotos und multimediale Präsentationen geben einen Einblick in die jüngste Bau-, Museums- und Sammlungsgeschichte. Zu sehen sind auch die ersten Ankäufe, die den Grundstock für die 1997 begonnene Sammlung Gegenwartskunst bilden: Werke von Hubert Schmalix und Werner Reiterer. Im Jahr 2000 wurde mit einer Serie von Lois Renner die MADE FOR ADMONT-Schiene ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich um vom Stift in Auftrag gegebene Gegenwartskunst mit ortsspezifischen Bezügen. Das Fotoportrait von Rudi Molacek zeigt für das Stift und das Museum relevante Menschen. Es erschien anlässlich der Museumseröffnung.
Die Fotoserie von Erwin Wurm steht stellvertretend für eine Reihe anderer Werke und Werkreihen. Zwei Admonter Benediktiner haben im Jahre 2002 für die Serie „Brothers and Sisters“ als Modelle agiert. Die Video-Miniatur „Erwin Wurm und sein Modell“ zeigt diesen Arbeitsprozess. Weitere MADE FOR ADMONT-Werke: im Kunsthistorischen Museum, im Naturhistorischen Museum, im Museum für Gegenwartkunst und im Außenbereich.
Weingenießer haben die Gelegenheit zur Degustation der hoch dekorierten Weine des Stiftes Admont. Sie kommen aus dem in Nordslowenien gelegenen stiftseigenen Weingut DVERI- PAX.
Ein Highlight der letzten zehn Jahre war die Generalrestaurierung der barocken Stiftsbibliothek. Seit der Fertigstellung des Bibliothekssaales im Jahr 1776 wurden noch niemals vergleichbare Arbeiten gemacht: In drei großen Arbeitsphasen während der Jahre 2004 bis 2008 wurden alle Bestände aus Stein und Metall, die Deckenfresken von Bartolomeo Altomonte, der gesamte Skulpturenschmuck sowie sämtliche Bestandteile aus Holz restauriert. Der gesamte Buch-Bestand von etwa 70.000 Stück wurde gereinigt und auf seine Schäden hin untersucht. Über 5.000 Bücher wurden restauriert. Seither erstrahlt die größte Klosterbibliothek der Welt prachtvoll im alten Glanz.
Direkt Bezug auf die Bibliothek nimmt die Ausstellung im Handschriftenraum. Unter dem Titel „Bibliotheca universalis“ geht es um die Vielfalt einer mittelalterlichen Büchersammlung. In den letzten Jahren nie gezeigte Handschriften, vorwiegend aus der Zeit vom 12. bis zum 14. Jahrhundert, spiegeln die inhaltliche Vielfalt der neuzeitlichen Bibliothek gleichsam in deren mittelalterlichen Wurzeln. Darunter sind sowohl charakteristische Beispiele für qualitätsvolle Erzeugnisse des Admonter Skriptoriums als auch buchkünstlerisch hervorragende „Importe“ aus dem süddeutschen, französischen und italienischen Raum. Das Kunsthistorische Museum beinhaltet bedeutende Exponate von der Romanik bis zum Barock, Gemälde, Skulpturen, Textilien und viele andere Objekte aus der Paramenten- bzw. Kunstkammer des Stiftes Admont. Die dortige schon traditionelle „Künstlerische Intervention“ wurde unter dem Titel „The Placebo Macclesfield Psalter“ von Emil Siemeister in Form eines imposanten Leuchtraumes vorgenommen. Das Rohmaterial für seine speziellen Transformationen stammt aus dem Originalbuch „Macclesfield Psalter“, 14. Jhdt, Fitzwilliam Museum in Cambridge.
Das Naturhistorische Museum, in dem sich ebenfalls MADE FOR ADMONT-Stationen finden, wurde nach dem verheerenden Stiftsbrand im Jahr 1865 vom erst 20-jährigen Admonter Benediktiner Pater Gabriel Strobl in den Jahren 1866 bis 1906 neu errichtet. In seiner wissenschaftlichen Tätigkeit baute Strobl eine riesige Insektensammlung mit rund 252.000 Exemplaren auf. Allein der Bestand an Zweiflüglern (Dipteren) zählt mit mehr als 50.000 Objekten zu den bedeutenden Kollektionen Europas. Durch eigenes Sammeln, Tausch, Ankauf und in Form von Schenkungen erwarb Pater Gabriel Strobl in seiner 44jährigen Tätigkeit jene Sammlungs-Bestände, die heute im zum Teil neu konzipierten Naturhistorischen Museum zu bestaunen sind.
Eine breitgestreute Auswahl an Werken aus den jüngsten Sammlungsaktivitäten findet sich im Museum Gegenwartskunst. Der Gedanke, die Kunst unserer Zeit in das Stift zu holen, sie mit den historischen Sammlungen und den Anliegen des Klosters in Verbindung zu setzen, hat sich rasch durchgesetzt. Im Stift Admont leben und wirken Gegenwartsmönche, sind Gegenwartsmenschen beschäftigt. Die Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen Kunst und Kultur ist wichtig. Bibliothek und Museum werden von Menschen des 21. Jahrhunderts besucht.
Seit 1997 baut das Stift Admont kontinuierlich eine Gegenwartskunst-Sammlung auf. Diese Sammlung beinhaltet mit Stand 2013 rund 1000 Kunstwerke von etwa 180 überwiegend österreichischen KünstlerInnen der jüngeren und mittleren Generation. Sie setzt sich aus zwei Teilen zusammen: aus Atelier- bzw. Galerieankäufen, sowie aus MADE FOR ADMONT- Auftragskunst.
Eine weltweite Besonderheit der Sammlung sind die grundsätzlich für sehbehinderte und blinde Menschen konzipierten Kunstwerke. 25 KünstlerInnen haben im Auftrag des Stiftes Admont seit 2002 Werke für die Sammlung JENSEITS DES SEHENS – KUNST VERBINDET BLINDE UND SEHENDE geschaffen. Eine Auswahl dieser Werke wird im Erdgeschoss, in der Stiftsbibliothek und im Gartenbereich gezeigt.
Es lebe die Vielfalt!
Mit Werken aus der Sammlung des Stiftes Admont in der Ausstellung vertretene KünstlerInnen:
Siegfried Anzinger, Thomas Baumann, Erwin Bohatsch, Herbert Brandl, Georgia Creimer, Christoph Cremer, Gunter Damisch, Josef Danner, Lore Demel-Lerchster, Johannes Deutsch, Richard Fleissner, Jakob Gasteiger, Matthias Gommel, Franz Grabmayr, Franz Graf, Maria Hahnenkamp, Julie Hayward, Claudia Hirtl, Tomas Hoke, Judith Huemer, Christian Hutzinger, Anna Jermolaewa, Michael Kienzer, Alfred Klinkan, Michael Maier, Rudi Molacek, Alois Mosbacher, Oswald Oberhuber, Tobias Pils, Hans Pollhammer, Konrad Rainer, Werner Reiterer, Lois Renner, Gerwald Rockenschaub, Hubert Scheibl, Hubert Schmalix, Christoph Schmidberger, Hannes Schwarz, Emil Siemeister, Thomas Stimm, Ulrike Stubenböck, Norbert Trummer, Walter Vopava, Heidrun Widmoser, Erwin Wurm, Klaus Dieter Zimmer, Otto M. Zitko, Fabio Zolly, zweintopf